Weihnachten ist ja generell nicht so meine Zeit, zum einen, weil ich als Atheistin da nicht wirklich was zu feiern habe und zum anderen, weil ich als Introvert deluxe kein Fan von Menschenaufläufen bin – weder in der Innenstadt noch im eigenen Wohnzimmer. Und auch wenn ich selbst Weihnachten dementsprechend eher einfach an mir vorüberziehen lasse, entkomme ich dem allgemeinen Weihnachtswahnsinn – vor allem ganz banal auf meinem Arbeitsweg – nicht ganz. Wobei ich mit “Weihnachtswahnsinn” ja eigentlich “Shoppingwahnsinn” meine, eh klar. Hinzu kommen dann auch noch die eigenen Lebensaktivitäten, sprich Kompensations- und Alltagskonsum, die mich immer mal wieder vor die Tür und zumindest bis zum innerstädtischen Postamt treiben. Alles in allem enorm anstrengend und massive First World Problems, aber vor allem auch zu viel. Mir zumindest. Ich brauch ‘ne Pause.
Dringend.
Schließlich kämpfe ich ja schon seit einigen Monaten meinen eigenen Shopping-Gewohnheiten. Von Schulden und einer kunterbunten Kreditkartenpalette bin ich zwar weit entfernt, aber trotzdem wurde ich mir in diesem letzten, nun vergangenen Jahr, einfach ein bisschen zu viel. Ja, berufliche Veränderungen, neue Herausforderungen und familiäre Um, Un- und Ausfälle harmonieren nicht so mit Angststörung & Co. – aber das kann keine Entschuldigung für alles sein. Und schon gar nicht für eine beinahe grenzwertige Auswahl an Vintagetaschen und -rucksäcken, die einem kleinen Secondhand-Laden in Hipsterhausen zur Ehre gereichen. Muss nicht sein.
Schon gar nicht, wo ich doch erst vor wenigen Jahren dieses wunderbare Konzept des Minimalismus für mich entdeckt habe – weniger ist mehr, vor allem im generellen Ausstattungsbereich. Da reduziere und decluttere ich Jahre fröhlich vor mich hin, nur um mich von familiären Sorgen und professionellen Weiterentwicklungen in den Kompensationskaufswahnsinn abdrängen zu lassen. Weil, was sind wir nicht hyperängstlich, panisch, traurig und schlichtweg überfordert. Und lassen uns nichts anmerken, klar. Aber Kleiderkreiseln, dass die Schwarte kracht. Abartig absurd und anstrengend. Für mich, mein Wohlbefinden, meine wertvolle Lebenszeit und meinen Kontostand.
Low Buy 2020 – mit ein paar Regeln
Long story short: neues Jahr, neue Chance. Inspiriert von diversen YouTube-Videos — etwa Hannah Louise Postons No Buy Year oder Signe Hansens useless_dk Low Buy und (vor allem) englischen Blogs zu dem Thema schließe ich mich dem Motto von useless_dk, #2020wehaveplenty, and und starte in meine persönliche Low Buy Challenge für 2020. An sich beabsichtige ich in den kommenden zwölf Monaten nichts zu kaufen außer Lebensmittel, Drogerieartikel und Dinge des täglichen Lebens, die im Laufe der Zeit ausgehen und ersetzt werden müssen.
- Ich werde keine Klamotten, Schuhe, Taschen oder Rucksäcke, keine Dekoartikel, kein Geschirr (ich kann mir meiner Tassensammlung locker ein kleines Festival ausrichten …), keine Videospiele, Accessoires, Washi-Tapes und sonstigen ‘Plunder’ kaufen. Ich darf mir selbst was nähen oder stricken mit den Materialien, die ich zu Hause habe. Es gibt keinerlei Impulskäufe und und kein Langeweile-Shoppen. Ganz allgemein kaufe ich nur Sachen, die ersetzt werden müssen, was, wie bereits erwähnt, Dinge des täglichen Lebens und Lebensmittel umfasst – KEINE Klamotten oder ähnliches.
- Lieferdienste dürfen maximal zweimal monatlich kommen, ansonsten wird gekocht.
- Unternehmungen mit Freunden und Familie, zu denen auch gemeinsame Restaurantbesuche zählen, sind auch okay, schließlich bin ich an der Sozialfront ja ohnehin nicht unbedingt die wildeste Rampensau, da will ich die paar Events im Monat nicht komplett streichen.
- Dazu zählen auch Urlaube, die ich ebenfalls als Erlebnis verbuche und deshalb in Ordnung sind. Nicht dazu zählt Urlaubsshopping – eh klar.
- Ich halte alle meine Ausgaben in meinem Bullet Journal fest, damit ich auch einen Überblick habe, wohin das Geld verschwindet, das ich ausgebe.
Warum plötzlich nix mehr kaufen?
Ziel ist vor allem, mich wieder auf Kurs zu bringen, weil ich Zeit, Energie und auch Geld mit unnötigem Bullshit verschwende. Angenehmer Nebeneffekt und zusätzliche Motivation sind die finanziellen Einsparungen, die direkt in meinen Sparstrumpf wandern – ich hoffe, meine Wunschsumme in den kommenden zwölf Monaten zu erreichen. Mal schauen.
“Low Buy” nenne ich das Ganze vor allem deshalb, weil ich mir eine Ausnahme in Form eines monatlichen 50-Euro-Buchbudgets erlaube. Lesen ist mein ältestes und liebstes Hobby, ich werde in den kommenden Monaten eventuell auch mal das ein oder andere Buch für meine Diss oder den Job kaufen müssen, was ich ohne schlechtes Gewissen tun möchte. Die Wiederentdeckung der Buchschätze, die ich schon habe, steht zwar definitiv im Mittelpunkt der Low Buy 2020 Challenge, aber ich möchte mir hier die Möglichkeit offenlassen, meinen Interessen folgen zu können. 50 Euro für Bücher monatlich bedeutet schließlich nicht, dass ich hier wahllos shoppen kann. Das Budget verlangt durchaus ein wenig Planung und das Hinterfragen von Prioritäten. Es bleibt also auch da spannend, wo ich sogar ein wenig einkaufen darf. Nur eben “darf” – ohne Ausreden beruflicher oder akademischer Natur, die ein eigenartiges Gefühl hinterlassen…
Als denn, ich mach jetzt mal Pause. Ich mag nicht mehr, ich will mehr für weniger und dafür wertiger. Klingt eigenartig, aber macht Sinn. Schauen wir mal, wie es laufen wird …
[…] kurzfristig kamen und mich mehr gekostet haben als ich kalkuliert hatte (oder überhaupt in meinen Low Buy Regeln vorgesehen). Ich habe insofern also bereits im ersten Monat gegen meine eigenen Regeln verstoßen, […]
[…] ein wenig Unnützes im Sinne meiner eigenen Low Buy Regeln ging es im Lockdown-Monat dann aber offensichtlich doch nicht. Dabei ist ein Teil weniger unnütz […]