So welcome to An Edited Life. A book crammed full of practical tips I’ve discovered over the years through my journey from consumer queen to militant thrower-outer to a slightly more chilled neat-freak.
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Think of it not as a book of commandments to be followed to the letter, but more like your crazy-tidy friend (who actually enjoys hovering” offering tidbits of advice.
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Even if you’re already a devoted capsule-wardrobe follower who loves to Bullet Journal, I’m sure there will one some things in here that help you simplify your life even further.
— Anna Newton Ein leichtes Leben. Einfache Schritte, um den Alltag aufzuräumen
Anna Newton ist eine britische Bloggerin, die 2010 mit einem Beautyblog in die Onlinewelt gestartet ist. Über die Jahre haben sich ihre Interessen weiterentwickelt und mittlerweile deckt ihr Blog theannaedit.com eine Vielzahl von Themen wie Style, Travel, Life und eben auch Beauty ab. Als Bloggerin habe ich sie übrigens nicht gekannt, da Beauty nicht so mein Thema ist. Ihr Buch habe ich Anfang letzten Jahres zufällig auf dem bösenbösen Amazon entdeckt und erstanden, da mich die Vorschau neugierig gemacht hat. Und auch wenn nicht alle Themen gleichermaßen interessant für mich persönlich sind – wem gelingt das schon, sich ganz in einem solchen Buch zu finden? – wurde ich nicht enttäuscht.
Minimalismus sells
Natürlich reitet Anna auf der Minimalismuswelle, ein Umstand, der mit einem Blick auf ihren Instagramaccount als spannend bezeichnet werden darf. Wo Tinnef, Tand und teils auch Fast Fashion (Topshop, Mango, & other stories oder Arket, eine fragwürdige H&M Greenwashing-Marke – sehr interessante Artikel dazu von Christina auf loveco-shop.de und bei Besma auf curiouslyconscious.com) regieren, mag Minimalismus nicht naheliegend scheinen, zumindest nicht jener, den ich in ihrem Buch rausgelesen hätte.
Allerdings ist Minimalismus auch ein breites und vielfältiges Konzept, das viele Spielarten erlaubt – nicht jede Minimalistin muss mit einer zehnteiligen Capsule Wardrobe und einem Futon durchs Leben schweben. Es sei Anna also sehr wohl zugestanden, ihre Interpretation von Minimalismus zu leben. Und das ihr Buch einen etwas deutlicheren Fokus auf Minimalismus legt als ihr Blog oder Instagram, hat wohl auch einfach mit ihrem Beruf als Content Creator zu tun. Minimalism sells, auch in unterschiedlichen Versionen. Immerhin präsentiert sie ebenso nachhaltige Brands auf ihren Plattformen, was bei ihrer Reichweite von knapp 470k Follower auf Instagram sinnvoll und hoffentlich erfolgreich ist.
Doch lassen wir diese kleinen Widersprüchlichkeiten mal außen vor und sehen wir uns ihr Buch genauer an 🙂
Drei Abschnitte, unzählige Tipps
In drei Kategorien, Leben, Arbeit und Zuhause teilt Anna zahlreiche und vielfältige Erkenntnisse, um sich (und manchmal auch anderen) das Leben zu erleichtern. Dabei kommt wirklich alles zur Sprache: vom passenden Kalender – App, analoger Kalender, DIY-Bulletjournal – über Tipps zum Budgetieren und Geldsparen, Ziele und Zukunftspläne, die Strukturierung von Arbeitsplatz und Arbeitstag – was aufgrund ihrer eigenen Selbstständigkeit auch für Teil-Freelancer wie mich interessant ist – bis zur Optimierung der Hausarbeit, Erstellung einer Capsule Wardrobe und dem klassischen “Wie krieg ich meinen Scheiss erledigt” ist alles drin.
Dass sie dabei nicht immer in die Tiefe gehen kann, ist klar. Doch das braucht es auch nicht wirklich. Selbst ihre Überblicksinformationen sind mehr als ausreichend, informativ und auch sehr unterhaltsam. Schließlich verspricht sie ja bereits im Titel “einfache Schritte”, da erwarte ich mir keine tiefenphilosophische Analyse des aktuellen Minimalismus-Zeitgeistes. Und falls ich mich tatsächlich umfassender zur Capsule Wardrobe oder anderem informieren möchte, finde ich im Anhang von Annas Buch weiterführende Buch-, Online- und Podcastipps für mehr Information zu den einzelnen Themen. Für ihre Tipps zu persönlichen Finanzen, Essensplanung, Fitness, Capsule Wardrobe und Wochenplanung gibt es auf ihrem Blog PDFs zum Downloaden, damit alle direkte loslegen können und nicht erst mühsam selbst eine eigene Liste oder eigenen Plan austüfteln müssen.
Ich bin ihr in diesem Zusammenhang etwa für ihre Erklärungen und Tipps zum Budgetieren sehr dankbar. Seit meinem Low Buy Start Anfang dieses Jahres war ich in diesem Bereich zwar seeeeehr nachlässig, aber in den Monaten zuvor habe ich dank Anna und ihrer Budgetliste überhaupt erst erkannt, dass es bei mir über “ein bisschen shoppen” rausgeht und eher eine dezente budgetäre Schräglage in Richtung kampfkaufen annimmt. Da hat sie in meinem kleinen Leben doch schon Großes geleistet.
Alles, was du brauchst, ist weniger (von allem)
Ihre Entwicklung von der Shopping- zur Declutter-Queen kommt mir irgendwie sehr bekannt vor und ich kann da einiges sehr gut nachvollziehen. Die Erkenntnis, dass es jetzt weniger nur noch ums ausräumen, sondern wirklich auch ums auswählen jener Dinge geht, die bleiben dürfen, kann manchmal recht lange auf sich warten lassen. Bis dahin dürfen wir dankbar für geduldige Herzensmenschen und langsame Entsorgungsdienste sein, die es möglich machen, dass essentielle Dinge doch noch aus dem Müll gefischt werden können …
Abseits persönlicher Irrwege gibt Anna aber auch einen Ausräum-Fahrplan vor, der sich an den verschiedenen Räumen und deren Inhalte orientiert und dabei hilft, geordnet und strukturiert auszumisten. Anna folgt dabei der F.U.L.L.-Methode, deren vier Fragen helfen sollen, mit verschiedenen Dingen richtig umzugehen:
Is it FUNCTIONAL? Have I got a use for it?
Have you USED it in the last year?
Do you LOVE it?
Do you like the LOOK of it?
Bei diesen Fragen wird schnell klar, dass sie etwas weiter gefasst sind als etwa Marie Kondos “Spark Joy”-Ansatz, obwohl dieser mit “Do you love it?” auch abgedeckt wird. Im Gegensatz zu “Spark Joy” bietet gerade die Frage nach der Funktionalität mehr Raum für realistisches Ausmisten – ein Kochlöffel oder eine Bratpfanne haben nichts mit einem großen “Spark of Joy” zu tun, zumindest in meinem Weltverständnis, sondern dienen der Funktionalität. Die F.U.L.L.-Methode wird dieser weniger spirituellen Herangehensweise eher gerecht.
Arbeiten mit mehr Licht und Luft
Ähnlich wie beim Kapitel zum Ausmisten bietet Anna zur Arbeitsorganisation ebenfalls gut strukturierte Tipps und Anleitungen, um hier den Umgang mit dem eigenen Arbeitsbereich, der Arbeitszeit und Disziplin zu optimieren. Auch in diesem Bereich hat mich Anna – gemeinsam mit einigen Büchern zur ADHS-Organisation – inspiriert, meinen Schreibtisch und meinen Arbeitsbereich nochmal einer gründlichen Umgestaltung zu unterziehen. Wer so gerne aus- und umräumt wie ich, findet schließlich immer was zu tun, das weiß auch Anna 🙂
Wie schon vorher mal erwähnt arbeitet Anna von zu Hause aus und gibt auch in diesem Bereich zahlreiche interessante Tipps zur Optimierung. Dabei stellt sie etwa klar, dass Homeoffice keine Entschuldigung dafür ist, den ganzen Tag Netflix zu kucken, nicht vor die Türe zu gehen und nur Fast Food oder Kekse zu essen. Been there, done that (also fast) – Anna spricht da ein paar wichtige Punkte an. Gerade Homeoffice kann zu grenzenloser Gemütlichkeit, aber auch grenzenlosem Schaffensdrang einladen – beides ist nicht von Vorteil. Ersteres verhindert ein sinnvolles Abarbeiten der Workload, letzteres führt dazu, dass man jegliches Zeitgefühlt verliert und acht Stunden, einen durchgeschwitzten Schlafanzug, zwei TK-Pizzen und drei Liter Kaffee später draufkommt, dass hier irgendwer grad seine eigene Geburtstagsparty verpeilt hat (in ADHS-Kreisen gerne auch als “Hyperfokus” bekannt, aber das ist eine andere Geschichte). Homeoffice braucht Disziplin, und damit das nicht vergessen wird, steht uns Anna zur Seite.
Dass ich am liebsten zu Hause arbeite, hat vor allem damit zu tun, dass ich nicht gerne unter Menschen bin, was sich aber leider nicht immer verhindern lässt (derzeit arbeite ich ja auch halbtags in einem Büro, also zumindest vor Corona). Für all jene, die im klassischen Büroumfeld unterwegs sind, bietet Anna aber auch Tipps und Tricks, um hier produktiv durch den Tag zu kommen und die Nerven nicht an laute oder unfreundliche Kolleg*innen zu verschwenden.
Nicht zu viel versprochen …
Ein leichtes Leben ist womöglich eine etwas saloppe Übersetzung des Originaltitels An Edited Life. Schließlich teilt Anna in ihrem Buch Ratschläge zur Verbesserung unterschiedlicher Lebens-, Wohn- und Arbeitsituationen, was aber nicht unbedingt meint, dass das Leben an sich damit leichter wird. Weder im übertragenen, noch im wörtlichen Sinn. Wenn man den deutschen Titel aber etwas großzügiger versteht, dann verspricht er nicht zu viel.
Wer umfassend oder vielleicht auch regelmäßig ausmistet, fühlt sich auf jeden Fall leichter. Wenn To-Do-Listen abgehakt werden können und alles erledigt wurde, fühlen wir uns auch leichter. Und wer nicht jeden Tag gefühlt Stunden zum Anziehen, Aufräumen oder Kochen braucht, fühlt sich ebenfalls leichter. Anna unterhält mit ihrer lockeren, direkten Art, es liest sich, als würden wir uns mit einer lieben Freundin unterhalten. Wie gut es der klassisch britische Humor, der im englischen Original sehr präsent ist, in die deutsche Übersetzung geschafft, kann ich an dieser Stelle leider nicht sagen. Ich bin mir aber sicher, dass die Übersetzerin und der Verlag bemüht waren, dem Original gerecht zu werden.
In all ihren Beschreibungen und Ratschlägen ist Anna immer bemüht, Menschen in unterschiedlichen Lebenssituationen anzusprechen: Singles, Paare, Familien, Großfamilien, Homeoffice, Office, usw. Das gelingt ihr durchwegs sehr gut und macht das Buch interessant für alle. Als kinderlose Katzenmuddi, die mit dem Herzensheld die Wohnung teilt, ist meine Lebenssituation jener von Anna – verheiratet, keine Haustiere, aber derzeit auch noch kinderlos – natürlich recht ähnlich. Das mag für meine Einschätzung der Reichweite und Brauchbarkeit ihrer Tipps nicht unwichtig sein. Aber alleine ihre acht Grundsätze (“8 key beliefs”) sind wohl für die meisten interessant, die ihrem Leben eine leichtere und simplere Richtung geben wollen.
Wer sich interessiert, aber unsicher ist, kann sich ja die vom Verlag angebotene PDF-Leseprobe ansehen, um mal reinzuschuppern. Ihr findet Anna Newtons Ein leichtes Leben. Einfache Schritte, um den Alltag aufzuräumen inklusive Autorenprofil und zuvor erwähnter PDF-Leseprobe beim mvg-Verlag und in der Buchhandlung eures Vertrauens 🙂