Mein Low-Buy-April war insgesamt an sich recht unaufgeregt. Nachdem die erste Hälfte des Monats unter totalem und die andere Hälfte des Monats unter strengem Lockdown stattfand, waren die potentiellen Verlockungen überschaubar. Im praktischen Leben habe ich daher vor allem für Lebensmittel und Drogerieartikel Geld ausgegeben – aber nicht nur. Neben einem nur teilweise genutzten Bücherbudget – zwei Bücher für insgesamt 20 Euro – habe ich zudem noch in meine Blogzukunft, drei kleine grüne Lebensformen und etwas strenggenommen Überflüssiges investiert.
Aber alles der Reihe nach.
Wo ist bloß mein Geld hin?
Meine Ausgaben waren wie bereits erläutert überschaubar und nicht sehr vielfältig. Der größte Posten betrifft (m)ein Blogging-Upgrade. Das sehe ich in diesem Zusammenhang allerdings als eine hervorragende Investition, da ich mit dem Endergebnis durchaus zufrieden bin. Schließlich habe ich schon seit einigen Monaten überlegt, wie ich meine Blogging-Gewohnheiten ein wenig optimieren und mir das schreiben auf meinen beiden Blogs, deutsch und englisch, etwas erleichtern könnte. Die Idee, beide Seiten auf einer zusammenzubringen, kam von einer Freundin. Die praktische Umsetzung wurde vom Lockdown und der Unmöglichkeit, mich mit irrelevanten Terminen abzulenken, massiv gefördert.
Da mir bewusst ist, dass sich meine finanzielle Situation über die nächsten Wochen und Monate recht flott ändern kann, habe ich mein Upgradeversion schon mal vorfinanziert. Jetzt gerade kann ich es mir noch leisten, auch wenn es natürlich etwas teurer kommt. Was im April 2021 ist, weiß ich nicht – deshalb lieber mal auf Nummer sicher gehen 🙂
Die bescheidene Nutzung meines Buchbudgets lässt mich hoffen, dass ich mein Vorhaben der “Wiederentdeckung verborgener Bücherregalschätze” tatsächlich doch nachdrücklicher verfolge als bewusst wahrgenommen. Schließlich sitze ich auch immer wieder in meiner Leseecke und entdecke in meinen Regalen Bücher, die ich eigentlich schon längst mal lesen wollte. Und dank einer Buch-Scan-Aktion an einem lauen Lockdown-Nachmittag habe ich meine Bücherschätze jetzt auf Goodreads sogar digital im Überblick (Ebooks ausgenommen, so viel Geduld hab ich dann doch nicht). Es wird sich zeigen, wie ‘es’ (also eigentlich ich, sozusagen) weitergeht …
Jenseits von Investitionen in meine liebsten Hobbys habe ich meine Geldbörse jedoch nicht wirklich zum Beben gebracht und war daher umso erstaunter, als mir am Ende des Monats bei einem Blick auf mein Konto eine recht unerfreuliche Zahl entgegenleuchtete. Nachdem ich meinen ersten Schreck verdaut hatte, beschlichen mich kurz dunkle Erinnerungen an letzten Herbst, als dieser Anblick ganz normal war und ich mein hart verdientes Geld regelmäßig in irgendwelchen Bullshit angelegt und selbigen prompt vergessen hatte – bis zur Lieferung oder ersten Waschung.
Für einen kleinen Moment hatte ich daher tatsächlich Panik, ich hätte irgendwie heimlich was geshoppt und umgehend aufgrund schlechten Gewissens verdrängt. Ein genauerer Blick in die Kontoführung ergab dann glücklicherweise, dass ich den fehlenden Betrag bereits auf mein Sparkonto überwiesen und diese gute Tat dann erfolgreich vergessen hatte. Ich habe mich in meinem Sparefroh-Ehrgeiz sozusagen selbst überholt, was zwar löblich, dann aber doch auch nicht ganz zielführend war. Doch immer noch besser als Verdrängungsshopping.
Shopping mit Freude – und schlechtem Gewissen
Ohne ein wenig Unnützes im Sinne meiner eigenen Low Buy Regeln ging es im Lockdown-Monat dann aber offensichtlich doch nicht. Dabei ist ein Teil weniger unnütz denn einfach nicht ganz so dringlichst notwendig wie von mir regeltechnisch erwünscht. Der andere Fall war dann aber ein eindeutiger Regelbruch, der mir zwar gut gefällt und mir Freude bereitet, aber von notwendig und wichtig meilenweit entfernt ist.
Lasst uns mit dem harmlosen Shoppingfail beginnen: neue grüne Freunde. Als introvertierte Einsiedlerschnecke verbringe ich zwar ohnehin gerne viel Zeit zu Hause, wer aber tageweise das Haus überhaupt nie verlässt, dem fallen neue Aspekte des trauten Wohnglücks auf. So etwa, dass man doch eigentlich nie zu viele Pflanzen haben kann. Nie.
Weshalb ich einige Tage nach Öffnung der Baumärkte in meinem angestammten Heimwerker- und Pflanzenbedarfsladen nach neuem grünen Leben für uns und die Miezen gesucht habe. Fündig wurde ich bei einer Bergpalme, Lavendel und etwas Unaussprechlichem, das aber auch katzenfreundlich hübsch grünt. Neben den Kräutern, die ich mit mehr und weniger Erfolg angesetzt und zum Sprießen gebracht habe, begrünen die neuen Grünelemente nun unsere heiligen Hallen und bringen etwas mehr Leben ins Haus, im wahrsten Sinne des Wortes. Finden übrigens auch die Miezen, wie ihr weiter oben seht 🙂
Die kleine neue Unnötigkeit ist hingegen ein ganz anderes Thema und hat tatsächlich ein wenig mit Covid-19 zu tun: eine neue Sonnenbrille.
Ich bin kurzsichtig und trage seit einigen Jahren fast ausschließlich Brille, weil ich für das Gefriemel mit Kontaktlinsen zu faul geworden bin. Als lichtscheue Nachteule besitze ich dementsprechend auch zwei optische Sonnenbrillen für alle Lichtverhältnisse heller als Dämmerung. Nun begeistert die Kombination von Schutzmaske – die uns ja länger durch den Alltag begleiten wird – und Brille bei mir allerdings nicht so wirklich, sprich: dreimal schlicht vor mich hin atmen und schon sehe ich nichts mehr. Daher bin ich wieder zurück zu Kontaktlinsen (in diesem Zusammenhang natürlich eine sinnvolle Anschaffung und damit in Ordnung), die nun mal nicht beschlagen. Konsequenz dessen ist aber auch, dass ich jetzt auch wieder ‘normale’ Sonnenbrillen trage. Und da habe ich derzeit nur eine, die ich mag. Minimalismus hin oder her, eine Sonnenbrille alleine ist zu wenig. Zumindest in meiner kleinen Welt.
Inspiriert vom Herzensheld, habe ich mir eine schnieke hippe Sonnenbrille aus recyceltem Plastik erstanden, die mir sehr gut gefällt und Freude bereitet. Großer Pluspunkt ist der Umstand, dass ich die Gläser, wenn sie kaputtgehen oder ich mal lieber was dezentes möchte, einfach austauschen kann, dafür aber nicht gleich die ganze Sonnenbrille verwerfen muss. Für mich ist das definitiv ein interessantes und sinnvolles Feature. Nachdem ich einige Tage mit der Idee, eine neue Sonnenbrille auf die Nase zu setzen, gespielt habe (allerdings fernab jeglicher Form von Wunschliste und ähnlichem, was meine Low-Buy-Regeln eigentlich in diesem Kontext vorsehen), habe ich sie schließlich gekauft.
Doch auch wenn ich die neue Sonnenbrille gerne trage und eine alte, die ich nicht mehr gerne mochte, schon ganz brav weitergegeben habe, komme ich nicht umhin zuzugeben, dass das ein purer Haben-Wollen- und Luxuskauf war. Nicht bezüglich des Preises, sondern bezüglich des Akts an sich. Christina von styleapotheca spricht in einem ihrer letzten Videos über ‘buyers guilt’ und dass man sich auch im Low Buy mal was gönnen darf, ohne sich deshalb zu geißeln. Da hat sie sicher recht. Sie meint aber auch, dass sie selbst in einem solchen Fall Tage brauchte, um sich überhaupt zu erlauben, ein Paket zu öffnen, das sie bestellt hatte – sie musste für sich selbst ausreichend Rechtfertigungen finden und die richtige Motivation zum Kauf sicherstellen, bevor sie sich die Besitznahme des neuen Teils gegönnt hat. Ich verstehe gut, wovon sie spricht, möchte solche Ausrutscher aber trotzdem auf ein Minimum beschränken.
Aus gutem Grund.
Mein Low-Buy-Plan für Mai
Meine berufliche Situation ist aktuell aus verschiedenen Gründen angespannt und frustrierend, was mich nochmal mehr motiviert, in den kommenden Monaten trotz Kurzarbeit so viel Geld wie möglich zu sparen. Ziel ist hierbei vor allem, mir eine möglichst gute Basis für meine finanzielle Unabhängigkeit zu schaffen. Dafür werde ich im Wonnemonat ganz besonders darauf achten, meine Ausgaben zu notieren und so im Überblick zu behalten. Vielleicht schaffe ich es sogar, ganz auf mein Buchbudget verzichten – das hatte ich mir zwar für den April aber auch schon überlegt, es ist mir aber nicht ganz gelungen. Es wird sich zeigen, wie motivierend massive Frustration sein kann …
Christinas Worte haben mich übrigens sehr nachdenklich gestimmt. Noch hat mich die Krise rund um uns herum nicht zu argen Angstshopping-Aktionen verleitet, aber das muss nichts heißen. Meine Ängste sind gerade sehr zentral gebündelt und weisen mich in die entgegengesetzte Richtung von emotionalem Shopping, nämlich jene des strammen Angstsparens, um im Notfall möglichst unabhängig agieren zu können. Aber alle erleben die aktuelle Situation anders und ziehen dementsprechend andere Konsequenzen daraus.
Hat Covid-19 eure Low-Buy- oder ähnliche Pläne durchkreuzt? Habt ihr durch die Ungewissheit der Situation gerade Schwierigkeiten, eure Absichten erfolgreich umzusetzen? Wie geht es euch sonst mit Low Buy in Krisenzeiten, die ja auch noch länger andauern werden?
Vielen Dank für eure Zeit und fürs Lesen. Bis bald, bleibt gesund & passt auf euch auf! 🙂