Die letzten Monate – genauer gesagt die letzten eineinhalb Jahre – hatten es in sich, höflich umschrieben. Ein regelmäßiges Auf und Ab von Infektionszahlen, Statistiken, Prognosen und die entsprechend bunte Fülle an alten/neuen Verordnungen haben unser aller Alltag bestimmt. Auch ich in meiner kleinen Introvert-Einzelgängerinnen-Blase bin all dem natürlich nicht entkommen. Einerseits genervt von FFP2-Masken und Besuchsauflagen im Pflegeheim meiner Oma, andererseits völlig überfordert, als nach den ersten Lockerungen im Handel tatsächlich wieder viele Menschen auf den Straßen unterwegs waren – Stichwort “it’s too peopley outside”.
Aber irgendwie sind wir wohl alle überfordert. Und so oft ich auch in meinem ‘normalen’ Alltag die Pandemie verdränge, irgendwo sitzt es halt doch, die Irritation, Überforderung, Ungeduld, Angst, Müdigkeit, kurzum die Fülle an möglichen, teils vielleicht auch nur unterschwelligen, Emotionen, die Covid-19 als kleine soziologische Nebenwirkung mit sich gebracht hat. Wer kennt das nicht …?
Immerhin, Low Buy sei Dank kanalisiere ich diese Irritation nicht in grenzenlosen Konsumwahn. Zumindest nicht grenzenlos, und auch kein Wahn. Eher ein gezielt geshopptes kleines Wähnchen hie und da. Ganz bekomme ich die ach so vielgerühmte “retail therapy” wohl nicht aus dem System – obwohl besagte Therapie mittlerweile auch schon mal einfach einen neuen Tee oder etwas ähnlich überschaubar aufregendes umfasst. Ist ja auch nicht schlecht. Wenn dann irgendwann mal noch der Therapieaspekt bei der Sache wegfällt wäre es natürlich ideal, aber ich bin auch mit kleinen Schritten zufrieden. Und “ideal” ist ohnehin ein überstrapaziertes Konzept.
Zurück auf Start … sozusagen
Lange pseudophilosophische Einleitung hin oder her, was während meines Low-Buy-Jahres auf jeden Fall wesentlich besser geklappt hat als in den letzten knapp sechs Monaten war – surprise surprise – SPAREN. Auch wenn es nicht das Hauptziel meines Low-Buy-Abenteuers war, so zeigte mein Sparkonto im Laufe des letzten Jahres erfreuliche Bewegungen als Folge meiner selbstauferlegten Verhaltensänderungen. Und auch wenn ich mir für dieses Jahr ebenfalls ein Sparziel gesetzt habe, so darf ich vermelden: läuft nicht so wie letztes Jahr … Da geht noch mehr.
Das ist die eine Seite. Ein weiteres Problem – zwar nicht unbedingt ein neues, allerdings seit einiger Zeit ein deutlich stärker spürbares – ist der Umstand, dass ich seit einiger Zeit nochmal einen Ticken weniger menschenfest bin, als ich es ohnehin schon nicht war. Womit sich der Kreis zum ausschweifenden Pandemie-Intro schließt, hier zeigen sich die letzten Monate der verordneten Zurückgezogenheit bei der introvertierten soziophobischen Angstpatientin eben.
Sprich: Einkaufstouren, ob Lebensmittel, Dinge des täglichen Gebrauchs oder Luxussachen wie Klamotte und ähnliches, macht jetzt noch weniger Spaß als zuvor. Es lassen sich Zeitlöcher finden, zu denen etwas weniger los ist – vor allem im Supermarkt –, und wenn uns das nicht gelingt, dann klebe ich im Windschatten des Helden meines Herzens, dass es kracht (in engen Gängen oft wortwörtlich …). Das sind dann die Elemente der “retail therapy”, die für mich eher zum “retail trauma” mutiert sind.
Worldwideweb sei dank muss man das aber natürlich nicht so eng sehen, aber das ist jetzt ein anderes Thema … und nervt mich oft ebenso, nur aus anderen Gründen 🙂
Auf in den nächsten Low Buy (Light)
Um nun aber auch endlich mal auf den Punkt zu mäandern: Ich möchte das nächste halbe Jahr von 2021 wiederum etwas low buyiger gestalten, um es mal so zu sagen. Diesmal weniger aus psychologisch-tiefschürfenden Gründen – etwaige weitere Verhaltensänderungen und -anpassung sind angenehme Nebeneffekte – sondern schlicht, weil ich mein Sparziel erreicht möchte. Und ohnehin genug habe. Und ohnehin gerne secondhand und somit günstiger und bewusster kaufe. Und auch sonst recht günstig in der Erhaltung bin, nach wie vor. Undundund …
Mit Erreichen dieses Ziels kann ich mir übrigens kein Haus kaufen, in einen dreijährigen Totalurlaub verschwinden oder mein niedriges Selbstwertgefühl mit einer pottenhässlichen, überteuerten Prollschleuder a’la Porsche & Co. aufplüschen. Nö, is definitiv nich. Aber mit Erreichen dieses Ziels kann mich ich endgültig etwas sicherer fühlen in Bezug auf berufliche, akademisch und sonstige Achterbahnfahrten des Lebens (und der Psyche). Dieses Ziel visiere ich seit letztem Jahr an. Deshalb will ich mal dafür sorgen, dass es heuer klappt.
Dann lässt es sich auch gleich viel entspannter schauen, wie es weitergeht 🙂
Als denn, auf in die nächste Low-Buy-Runde, von Juli bis Dezember 2021. Die Grundlagen bleiben wie gehabt (und können im Posting zu meinen Low-Buy-Regeln nachgelesen werden), wobei ich mir etwas Nachsicht beim gezielten Einkauf – Wunschliste und/oder Secondhand sei Dank – gönne. Voraussetzung bleibt aber, dass ich es wirklich brauchen oder nicht selbst machen kann bzw. es erst mal auf meiner Wunschliste zwischenparke, bevor es einziehen darf. So trainiere ich auch wieder ein wenig, meine Wünsche und tatsächlichen Bedürfnisse nicht nur klarer zu trennen, sondern auch stärker zu hinterfragen. Das ist zwar in den letzten Monaten glücklicherweise nicht wieder völlig eskaliert, es gab aber doch ausreichend Momente mit (viel) Luft nach oben für Verbesserung.
Bücherbudget bleibt übrigens wie gehabt bei 50 Euro pro Monat, wobei mein Ziel für die zweite Runde im Low Buy ist, mein Bücherregal wieder neu zu entdecken. Nachdem ich vor einigen Monaten umstrukturiert und dabei zahlreiche Schätze wiederentdeckt habe, von denen ich schlicht vergessen hatte, dass ich sie überhaupt besitze, scheint ein “shop your own shelves” dringend notwenig. Zudem bin ich in den letzten sechs Monaten vor allem beim Buchkauf gerne mal eskaliert – was ich an sich zwar nicht dramatisch finde, dem Sparziel aber natürlich bei aller Liebe zum guten Buch nicht sehr zuträglich ist.
Als denn: Weniger Menschen, mehr Zeit und Geld – das wird ein Spaß! 🙂