Der erste Monat meiner Low Buy 2020 Challenge ist vorbei – ich habe wenig Geld sinnlos verloren, viel Zeit für Sinnvolles gewonnen und bin immer noch bester Dinge, dass das ein schönes Jahr wird. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt, und schon gar nicht im ersten Monat des Jahres … Und mein Low Buy Januar war schon mal ein guter Start 🙂
Was ich gewonnen habe
Was haben die ersten 31 Tage umfassender Konsumverzicht gebracht? Vor allem eines und das Wertvollste überhaupt: Zeit.
Wer nicht mehr stundenlang bei Kleiderkreisel, Zalando und Konsorten Zeit und Lebensenergie verpulvert, um mit sich zu hadern, wie viel Geld man eigentlich noch rausschmeißen möchte, hat plötzlich ganz viel Zeit. So richtig viel. Beinahe schon schockierend viel. Aber nur beinahe.
Ich habe schon drei Bücher Vorsprung bei meiner Goodreads-Lesechallenge 2019 und Zeit genug, um unkoordiniert zwischen vier Büchern zugleich zu switchen, je nachdem, ob es was Akademisches, Fiction, Non-fiction oder Selbstverbesserndes sein soll. Zugegeben, vier Bücher zugleich ist tatsächlich zu viel, aber das ist wohl auch der Überschwung der ersten Stunde (sozusagen).
Eine meiner wichtigsten Baustellen erlebt endlich auch wieder Auftrieb. Dank sinnvoller Zeitersparnis bin ich richtig schön auf Linie mit meinen akademischen Zielen und komme wieder regelmäßiger zur Diss-Arbeit. Wenn ich bei aller anfänglich-euphorischen Verblendung realistisch bleibe, hoffe ich nun mal mutig auf eine Fertigstellung eines ersten Entwurfs noch in diesem Jahr. Das auch deshalb, weil die Einbindung in eine Forschungsinitiative seit letztem Herbst zu solch sozialen Überforderungszuständen führt, dass ich jetzt dann wirklich die Nerven wegwerfe, in mehrfachem Sinne … Gruppenarbeit kann also tatsächlich motivierend wirken, wenn auch nicht unbedingt so, wie es viele erwarten würden. Ob mein Low Buy nach dem Januar weiter so motivierend wirkt, wird sich noch zeigen.
Kreative Beschäftigungstherapie statt emotionales Shopping
Neben einer absoluten Leistungssteigerung im akademischen Bereich schreibe ich auch generell wieder regelmäßiger. Im Großen und Ganzen arbeite ich beinahe täglich mit und am Text (nicht nur im Büro), sei es akademisch oder weltlich, und das ist ein absoluter Gewinn. Zusammen mit meinem neuen Lesepensum lebe ich also insgesamt wieder mehr in einer Textwelt fernab vieler (realer) Menschen und Begebenheiten, und das alleine macht mich richtig glücklich – so kitschig das jetzt auch klingen mag.
Jenseits der (fachlich teils sehr) praktischen Umstellungen bin ich überhaupt rundum wieder ein wenig kreativer. Sei es, dass ich an Illustrationen, Doodles oder Handlettering in meinem Bulletjournal arbeite oder nun doch endlich den Mut gefasst habe und schrittweise nach mehreren Probedurchgängen meine Kanken bestickt – es wird bunter, vielfältiger, unterhaltsamer und damit auch viel entspannter bei mir. Auf meine Weise, in meinem Tempo und meistens als Insel. Aber immer mit Anlegestation.
Was ich verloren habe
Wo sehe ich nach einem Monat Konsumverzicht Verluste? Immer noch beim Geld. Die semestral bzw. alljährlich zur selben Zeit wiederkehrenden Studiengebühren haben mich mal wieder ziemlich überrascht und meinen Sparerfolg nachhaltig beschnitten. Zudem hatten wir (bzw. ich) in diesem Monat einige Verabredungen mit Freunden, die recht kurzfristig kamen und mich mehr gekostet haben, als ich kalkuliert hatte (oder überhaupt in meinen Low Buy Regeln vorgesehen).
Ich habe insofern also bereits im ersten Monat gegen meine eigenen Regeln verstoßen, mir diese Abende aber trotzdem erlaubt, weil ich in diesem Jahr primär aufs Shoppen als Verhaltensmuster und Kompensationsmechanismus verzichten will, nicht auf schöne Zeiten und Erlebnisse mit lieben Menschen. Dass es mich mehr finanziell mehr gekostet hat, als mir lieb ist, war nicht ideal, letztendlich aber auch eine Ausnahme, da wir (und ich) an sich recht selten auswärts essen – in diesem Bereich spare ich nämlich gerne, und das aus gutem Grund.
Ich achte zwar auf die Qualität von Lebensmitteln, gebe an sich aber nicht gerne viel Geld für Restaurantessen, Take-Away und ähnliches aus, weil ich Nahrungsaufnahme eher vom sachlichen Versorgungsstandpunkt als Treibstoff und nicht als Genussmittel sehe. Dementsprechend muss es für mich nicht immer unbedingt saulecker, sondern vor allem zweckdienlich sein. Der Kochhype der letzten Jahre ist also geflissentlich an mir vorübergezogen.
Abseits von Restaurantkosten war ich auch ehrlich überrascht, wie viel Zeit (und Geld) sich generell in Dinge des täglichen Gebrauchs investieren lässt. Trotz Mealplanning und entsprechend schlank koordinierter Einkaufsliste war ich immer noch einige Zeit in verschiedenen Läden unterwegs, weil es dann doch da mal ein Spülmittel, hier mal Brot und dazwischen noch Kartoffeln und Reis brauchte.
Insgesamt war mein Low Buy Januar also ein guter Einstieg und macht auch definitiv Lust auf mehr, an einigen Ecken gibt es aber noch Potential für Optimierungen. Mein Bücherbudget habe ich dafür nur zur Hälfte ausgenutzt, für mich ein Zeichen, dass die Idee mit dem “Nix kaufen” rundum wohl gar nicht so schlecht war.
Was ich als nächstes vorhabe
Februar sollte vor allem finanziell überschaubarer werden. Ich muss Fahrtkosten für eine Reise im April zahlen und die Jahresgebühr für eine App, die ich mir für ein weiteres Jahr gönne, aber darüber hinaus gibt es keine größeren Ausgaben und das möchte ich gerne so halten. Dinnerverabredungen oder ähnliches sollten im kommenden Monat ebenfalls spärlich gesät sein, es tut sich also auch an dieser Front Sparpotenzial auf.
Im Idealfall spare ich mir vielleicht sogar mein Bücherbudget. Schließlich steht das Lesejahr 2020 unter dem Motto “Lies, was du hast”, und in meinen Regalen gibt es so viele spannende Sachen wiederzuentdecken, dass ich schon mal ein, zwei oder sogar mehrere Monate diverse Neuanschaffungen auslassen kann … Aber das wird sich noch zeigen. Jetzt erst mal Februar, dann sehen wir weiter.
Aber nicht nur im finanziellen Bereich gibt es spannende Entwicklungen, auch die Alltagsgestaltung bietet so viele neue Möglichkeiten. Vor allem möchte ich meine neugewonnene Zeit vermehrt in mich selbst investieren und zumindest dreimal wöchentlich zum Sport gehen oder irgendwas ansatzweise sportliches vollbringen – also mehr als nur mit dem Rad zur Arbeit oder das gute alte Treppe-statt-Aufzug. Wahrscheinlich wird sich das mit der Zeit sowieso einpendeln, wenn es wieder ein bisschen wärmer wird und man ohne Spezialausrüstung auch mal einfach schnell eine Runde um den Block laufen kann. Aber es sich vorzunehmen und irgendwo festzuhalten kann ja auch nicht schaden.
Der Euphorie bezüglich neugewonnener Zeitfenster wird die alltägliche Einsicht folgen, dass dies nun bleibt und entsprechend neu bespielt werden darf – und soll. Der Fokus liegt auf meinen akademischen Zielen, wo ich endlich ein stark gedimmtes Licht am Ende des sehr langen Tunnels sehe und hier schnellstmöglich entsprechende Arbeitsgewohnheiten etablieren möchte.
Alles weitere wird folgen …